Monday, January 30, 2012

Bundespräsident wieder unter Druck : Wulff ehemaligen Anwaltskanzlei soll vertreten Geerkens haben


Schloss Bellevue verwaist: der Hausherr soll mit seiner Familie nach Thüringen verreist sein. Foto: dapd
Schloss Bellevue verwaist: der Hausherr soll mit seiner Familie nach Thüringen verreist sein. - FOTO: DAPD
Der mit dem Bundespräsidenten befreundete Unternehmer Egon Geerkens war angeblich Mandant einer Kanzlei, in der Wulff als Anwalt gearbeitet hat. Das Staatsoberhaupt sucht derweil Erholung von allem Ärger in Thüringen.



Bundespräsident Christian Wulff gerät nun auch wegen der Verbindung seiner früheren Anwaltskanzlei zum Unternehmer Egon Geerkens in die Kritik. Einem Bericht von tagesschau.de zufolge vertrat eine Osnabrücker Anwaltskanzlei, bei der Wulff jahrelang Partner war, auch Geerkens.
Die Kanzlei wies allerdings am Montag darauf hin, dass Wulff schon seit 1994 nicht mehr für sie tätig gewesen sei, auch wenn sein Name weiter im Briefkopf auftauchte. Zu einem möglichen Mandatsverhältnis zu Geerkens könne die Kanzlei aber keine Angaben machen.
Das heutige Staatsoberhaupt hatte 2008 - damals noch als niedersächsischer Ministerpräsident - 500.000 Euro Privatkredit von der Unternehmergattin Edith Geerkens erhalten. Im Landtag in Hannover hatte Wulff 2010 dieses Darlehen aber nicht angegeben, als er nach geschäftlichen Beziehungen zu Egon Geerkens gefragt wurde - und solche verneint.
Geerkens war laut tagesschau.de jahrelang Mandant der Osnabrücker Anwaltskanzlei Funk, Tenfelde und Partner gewesen. In dieser Kanzlei war auch Wulff tätig. Das belegen zahlreiche Anwaltsschreiben, auf denen Wulff im Briefkopf geführt wurde. Noch im Oktober 2004 vertrat die Kanzlei nach Angaben von tagesschau.de Geerkens. Der Unternehmer sei bis 2007 sogar Vermieter der Kanzleiräume gewesen.
„Christian Wulff war bei uns tätig. Mit seiner Wahl in den niedersächsischen Landtag 1994 ist er allerdings aktiv aus seiner Arbeit ausgeschieden“, sagte Kanzlei-Partner Stefan Felsner.
Daraufhin habe Wulff einen Status als freier Mitarbeiter erhalten, um nach Abschluss seiner Politkarriere in seinen Beruf zurückkehren zu können. Wulff habe nach 1994 keinerlei Einkünfte mehr aus der Anwaltstätigkeit erzielt, zitierte tagesschau.de Wulffs Rechtsanwalt Gernot Lehr. Wulffs Vertrag als freier Mitarbeiter wurde Felsner zufolge 2011 aufgelöst, sein Name aus dem Briefkopf entfernt.

Wulff gerät nun wieder stärker in die Kritik, nachdem erstmals eine Hausdurchsuchung im Bundespräsidialamt - im Büro seines früheren Sprechers Olaf Glaeseker - durchgeführt worden war. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles bezeichnete die Durchsuchung als „einmaligen Vorgang“. Ihr Eindruck sei, dass Wulff die Affäre aussitzen wolle, sagte sie dem Nachrichtensender n-tv. „Er hat es allein in der Hand, daraus die richtigen und notwendigen Konsequenzen zu ziehen.“
Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann,bangt um das Ansehen Deutschlands. Daher liege es in der Verantwortung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), auf Wulff einzuwirken, „dass er entweder die Dinge so aufklärt, dass man damit zufrieden sein kann und dass diese Endlosgeschichte ein Ende findet, oder er zieht die notwendigen Konsequenzen“, sagte er n-tv.
Ermittler werten unterdessen das bei Glaeseker sichergestellte Material aus. „Mit dem Landeskriminalamt sichten und untersuchen wir derzeit insbesondere die beschlagnahmten Computerdateien“, sagte Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Lendeckel. Wann erste Ermittlungsergebnisse vorliegen, könne er nicht sagen, sagte Lendeckel. Ermittler hatten nach Privat- und Geschäftsräumen Glaesekers in Niedersachsen am Donnerstag sein früheres Büro im Bundespräsidialamt durchsucht. Die Behörde ermittelt im Zusammenhang mit der Lobby-Veranstaltung Nord-Süd-Dialog vor einigen Jahren in Niedersachsen wegen Verdachts der Bestechlichkeit gegen den langjährigen engen Vertrauten Wulffs. Glaeseker war im Dezember entlassen worden.
Wulff sucht Erholung im Kurzurlaub
Bundespräsident Christian Wulff hat sich unterdessen nach Medienberichten einen kleinen Ort im Thüringer Wald als Ziel für einen Kurzurlaub ausgesucht. Wulff halte sich mit seiner Familie
derzeit am Rennsteig auf, wo auf etwa 800 Metern Höhe bei klirrender Kälte und Sonnenschein etwa ein halber Meter Schnee liegt.

Wulff habe sich in dem Örtchen Friedrichshöhe (Kreis Hildburghausen) in der Nähe des schneesicheren Wintersportortes Masserberg eingemietet, berichteten die Zeitung „Freies Wort“ und MDR Thüringen übereinstimmend am Montag auf ihren Internet-Seiten. Das Bundespräsidialamt wollte den Kurzurlaub von Wulff in Thüringen nicht bestätigen. Dem MDR sagte Wulff, er sei mit der Familie unterwegs, „privat“. Er bat um Verständnis dafür. 



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