Monday, February 25, 2013

Durchsuchen auf dem Flughafen Tempelhof



Wo ehemals Flugzeuge gestartet sind, könnten vielleicht eines Tages die Wellenreiter unterwegs sein - jedenfalls wenn es nach dem Wunsch zweier Surfaktivisten geht. Doch wie realistisch sind die Pläne?

Einen Badesee haben sich die Anwohner des Tempelhofer Parks schon vor Jahren gewünscht, nun sollen sie sogar ein Mehrzweckbecken mit Wellenbetrieb bekommen, größer als zwei Fußballfelder. Dieses Projekt befindet sich aber noch in der Ideenphase und existiert bisher vor allem in den Köpfen von zwei Surfaktivisten: Arnd Wiener, Nationaltrainer des Wellenreitverbandes aus Potsdam, und Sportvermarkter Falko Nadol aus Berlin.
Wiener und Nadol haben das Tempelhofer Feld als idealen Standort zum Wellenreiten identifiziert, als Ergänzung zum Windsurfen, das schon jetzt auf den ehemaligen Landebahnen praktiziert wird.
In dem Wellenbecken, genannt „Wavegarden“, kann auf Knopfdruck eine passgenaue Welle erzeugt werden, von klein für Anfänger bis mindestens hüfthoch für Profis. Das Referenzbecken steht in den Bergen von San Sebastian im spanischen Baskenland. Berliner bräuchten nicht mehr den langen Weg nach Sylt anzutreten, um endlich eine Welle zu reiten. Geschätztes Investvolumen: vier Millionen Euro. Der Eintritt würde zwischen zehn und 20 Euro liegen. Wiener könnte sich auch ein neues Schulsportwahlfach Wellenreiten vorstellen.

Problem ist nur, dass ein Wellenbecken bisher so gar nicht in die Planung für den künftigen Tempelhofer Park passt. Martin Pallgen von der Tempelhof Projekt GmbH formuliert noch höflich, er wolle nichts ausschließen, aber das geplante Regenwasserauffangbecken könne wohl nur schwer zum Surfsee erweitert werden. Daniela Augenstein, Sprecherin von Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD), wird schon deutlicher: „Das Auffangbecken ist nicht geeignet.“ Es sei auch nicht geplant, dort eine öffentliche Badeanstalt einzurichten. Nur einen Wasserspielplatz für Kinder.

Also kein Badesee und kein Wellenbecken. Nach derzeitigem Stand der Dinge. Das Regenwasserbecken soll eigentlich nur Geld sparen, eine halbe Million Euro im Jahr. Diese Summe muss die Tempelhof-Projekt GmbH für die Entwässerung der versiegelten Flächen an die Wasserbetriebe zahlen. Das Auffangbecken - vier Hektar groß, bis zu fünf Meter tief, Baukosten: acht Millionen Euro - würde sich also nach 16 Jahren amortisiert haben. Der gestalterische und psychologische Wert eines künstlichen Sees mit Schilfufer und „Stufenzone“ als Zugang fürs kühlende Fußbad ist da noch nicht eingerechnet.

No comments:

Post a Comment