Friday, August 9, 2013

Warren Buffett ist wieder auf Elefantenjagd.




Warren Buffett hat auf der Jagd nach "Elefanten" bisher nicht geschossen. Die Manager seines Konzerns hat er aber aufgefordert, auch kleinere Beutetiere zu jagen.
Über alle Tochterfirmen hinweg hat Berkshire Hathaway BRKB -0,79%im vergangenen Jahr 2,3 Milliarden US-Dollar für insgesamt 26 Übernahmen ausgeben – nach Angaben des Unternehmens waren es so viele wie nie. In diesem Jahr setzt sich die Kauflust fort, mehr als ein Dutzend Firmen haben Berkshire-Unternehmen im ersten Halbjahr bereits gekauft. Wie viel sie dafür ausgegeben haben, hat der Konzern nicht öffentlich gemacht.

Da die Gelegenheiten für Multi-Milliarden-Dollar-Geschäft rar sind und sich zuletzt in dieser Hinsicht überhaupt nichts auftat, konzentriert sich Berkshire zunehmend auf Zukäufe, die das Firmen-Portfolio ergänzen und die Gewinne des Konzerns steigern. An Geld fehlt es nicht. Die Barreserven betrugen Ende Juni 36 Milliarden Dollar. Und allein im ersten Halbjahr stieg der Netto-Cashflow im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 36 Prozent. Das erhöht den Druck auf Berkshire Hathaway, das Barvermögen auszugeben, statt es zu horten.
In einem Telefoninterview mit dem Wall Street Journal erklärte Buffett, er gehe davon aus, dass noch viele weitere kleinere Übernahmen folgen werden. "Ich mag es, wenn die Manager Kaufgelegenheiten finden", sagte der Star-Investor.
Buffett, der Ende August 83 Jahre alt wird, ist bekannt dafür, dass er den Leitern der einzelnen Bereiche von Berkshire bei der Führung ihrer Geschäfte nicht reinredet. Wenn es um Zukäufe geht, ist er aber deutlich zupackender. Einige Berkshire-Chefs schicken Buffet monatliche Berichte über mögliche Übernahmeziele.
Um "Elefanten" handelt es sich bei diesen Zukäufen aber nicht. Mit diesem Begriff bezeichnet Buffett die Mega-Übernahmen, mit denen er und sein Vize Charlie Munger das Riesen-Konglomerat Berkshire immer wieder in neue Geschäftsbereiche geführt haben. Auf diese Art von Deals lauert Buffett. Im Jahr 2011 schrieb er, dass seine "Elefantenwaffe" geladen sei und "sein Finger am Abzug juckt".



Trotz des gegenwärtigen Mangels an Unternehmen, die Buffetts Kriterien hinsichtlich Größe, Branche, Gewinnen und Kaufpreis erfüllen, hat er die Jagd nicht abgeblasen. "Ein großer Deal lässt mein Herz immer noch schneller schlagen", sagte Buffett jüngst in einem Interview. Im Juni vollendete Berkshire die Übernahme des Ketchup-Herstellers H.J. Heinz. Der Konzern hatte sich für den 23,6 Milliarden Dollar schweren Zukauf mit der brasilianischen Investmentfirma 3G Capital zusammengetan und etwa die Hälfte des Kaufpreises beigesteuert.
Es waren diese milliardenschweren Deals, die Berkshire den Aufstieg von einem Textil-Fabrikanten in den 1960er-Jahren zu einer Holding mit 288 Milliarden Dollar Börsenwert und Beteiligungen von Laufschuhen bis zum Eisenbahnsektor ermöglicht haben.
Die einzelnen Unternehmen im Berkshire-Reich weisen nicht immer aus, wie viel sie für einzelne Übernahmen bezahlen. Größere Zukäufe hätten aber meist ein Volumen von mindestens einer Milliarde Dollar, berichten Führungskräfte. Ein Ausreißer unter den Deals der vergangenen Monate ist die Übernahme des regionalen Versorgers NV Energy. Diesen ließ sich die Berkshire-Tochter MidAmerican Energy Holdings 5,6 Milliarden Dollar kosten.
Wegen Berkshires weitgespanntem Beteiligungsnetz und der Finanzstärke des Konzerns werden Buffett und andere Führungskräfte häufig von verkaufswilligen Unternehmen angesprochen. Diese Möglichkeit, sich die richtigen Deals auszuwählen, ist ein ziemlicher Luxus im M&A-Geschäft, das nach der Finanzkrise bis heute nicht richtig in Schwung gekommen ist.

"Wir sind auf dem Radarschirm von Leuten in Dutzenden Branchen", sagt Buffett. „Sie wissen, dass ich Interesse an großen Zukäufen habe, mit denen wir Neuland betreten, dass unsere Firmen aber auch daran interessiert sind, auf eigene Faust zu wachsen."
Banker an der Wall Street und Chefs von Private-Equity-Firmen berichten, dass sie Berkshire häufiger kontaktieren als andere potenzielle Käufer, da das Unternehmen mit seinen 81 operativ tätigen Firmen in fast jedem Sektor unterwegs sei.
Die kleineren Übernahmen sind für Berkshire bedeutsam, da sie Umsatz und Gewinn des Konzerns vermehren. Im ersten Halbjahr 2013 etwa stieg der Umsatz der Berkshire-Beteiligung McLane im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent auf 22,2 Milliarden Dollar, der Gewinn sprang um 41 Prozent auf 246 Millionen Dollar. Ein Teil des Anstiegs geht auf die Übernahme des Nahrungsmittel-Lieferanten Meadowbrook Meat zurück.
Milliardär Buffett hatte bereits in der Vergangenheit die Hoffnung geäußert, Berkshires Ergebnis durch kleinere Zukäufe zu stärken. Befohlen habe er diese nicht, berichten Vorstandschefs von Tochterfirmen. Wohl aber ermutige er sie und unterstütze Bemühungen in diese Richtung.

Mancinelli ein fleißiger Käufer der Buffett-Familie

Victor Mancinelli, Chef von CTB, einem Hersteller von Landwirtschaftsgeräten, schwärmt davon, dass Buffett für neue Ideen immer zu haben sei. Mancinelli gehört zu den fleißigeren Zukäufern innerhalb der Buffett-Familie, der seit der Übernahme durch Berkshire im Jahr 2002 fast jährlich ein Geschäft abgeschlossen hat.




Buffetts Ansatz, sich aus dem Geschäft seiner Beteiligungen rauszuhalten, habe sich auch nach dem Abgang von David Sokol im Jahr 2011 nicht geändert. Sokol war einer der Top-Vertrauten von Buffett und ehemaliger Chef von MidAmerican, wo er sehr aktiv zugekauft hatte. Er trat zurück, nachdem bekannt geworden war, dass er Aktien eines Unternehmens gekauft hatte, das Berkshire später auf seinen Rat hin übernahm. Sokol sagte gleichwohl, sein Abgang stehe hiermit nicht im Zusammenhang.
Die Tochterfirmen von Berkshire nutzen die enormen Barreserven des Konglomerats auch, um in Fabriken und Ausstattung zu investieren. Im laufenden Jahr dürften diese Ausgaben die Marke von 10 Milliarden Dollar überschreiten – eine Unternehmensrekord, wie Buffett sagte.
Nicht alle Unternehmen der Gruppe treten als Zukäufer auf. Burlington Northern Santa Fe, der Eisenbahnbetreiber, den Berkshire 2010 für 26,5 Milliarden Dollar kaufte, würde kaum ein anderes Eisenbahnunternehmen übernehmen, sagen Verantwortliche bei Berkshire. Burlington hat für dieses Jahr jedoch Investitionen in Höhe von 4,3 Milliarden Dollar vorgesehen, nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr 3,6 Milliarden Dollar ausgegeben hatte.
Auch im Versicherungssektor, einem der Hauptpfeiler von Berkshire, dürfte es nur noch selten Übernahmen geben – hauptsächlich deshalb, weil es für Berkshire nur wenige attraktive Ziele gibt. Zudem könne das Unternehmen selbst neue Versicherungsprodukte zu geringeren Kosten entwickeln, sagt Buffett. Kleinere Firmen haben die beiden Berkshire-Töchter Columbia Insurance und National Indemnity im vergangen Jahr aber aufgekauft.

Beteiligungen außerhalb des Versicherungssektors

Fleißig zugekauft haben dagegen in den vergangenen Jahren drei der fünf größten Beteiligungen von Berkshire außerhalb des Versicherungssektors – der Industrieausrüster Marmon Group, MidAmerican und der Spezialchemiekonzern Lubrizol. CTB und der Maschinenbauer Mitek, die in den vergangenen zwei Wochen zwei Geschäfte getätigt haben, gehören zu den kleineren Töchtern, die regelmäßig zukaufen.
Tom Manenti, Vorstandschef von Mitek, erklärt, er sei bestrebt, die gleichen Kriterien anzuwenden wie Buffett selbst, wenn er nach Übernahmegelegenheiten suche. Dazu zähle ein gutes Management. „Warren hat bewiesen, dass das eine erfolgreiche Strategie ist", sagt Manenti.
Einige Vorstände aus dem Berkshire-Reich versuchen auch, ihrem Boss direkt zuzuspielen. Lubrizol-Chef James Hambrick erklärt, seine Priorität sei es, Ziele für den Chemiekonzern zu finden. Gleichwohl lasse er "keine Gelegenheit aus, um auch breiter Ausschau zu halten" – nach Zielen, die geeignet sind für Buffetts Großkaliber







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