Der Status der Industriezone Kaesong ist ein wichtiges Indiz für die Ernsthaftigkeit nordkoreanischer Drohungen. Das Kappen der direkten Kommunikationsverbindung zum Süden hat sich Nordkorea noch ohne Folgen leisten können. Das Schließen der gemeinsamen Industriezone aber käme teuer für das verarmte nordkoreanische Regime, das damit rund 100 Millionen Dollar pro Jahr einnimmt. Von der Umsetzung der militärischen Drohungen, gar eines atomaren Angriffs gegenüber Südkorea und den USA, ganz zu schweigen. Südkoreas neue Präsidentin Park Geun-hye hat schon eine „starke und sofortige Vergeltung“ auf einen nordkoreanischen Angriff angekündigt. Ein zweiter Korea-Krieg aber, da sind sich viele Experten einig, würde das Ende des nordkoreanischen Regimes bedeuten.
Natürlich könnte Nordkorea mit einem Verzicht auf atomare Bewaffnung den Konflikt lösen. Doch das liegt offenbar nicht im Interesse des neuen Diktators Kim Jong Un. Genau das Gegenteil ist der Fall, das Zentralkomitee der herrschenden Arbeiterpartei hat am Sonntag die neue „Byungjin-Leitlinie“ verabschiedet und damit die gleichzeitige Entwicklung von Atomwaffen und Wirtschaft beschlossen. In diesem Sinne ist auch die Abberufung des Ministerpräsidenten Choe Yong Rim am Montag zu verstehen. Sein Nachfolger Pak Pong Ju, der diesen Posten von 2003 bis 2007 inne hatte, gilt als Wirtschaftsfachmann, der die dringend benötigte Reformen vorantreiben kann. Die martialische Kriegsrhetorik aber dürfte zum einen zur Absicherung nach innen dienen. Und ein Versuch sein, die USA zu Verhandlungen über einen Friedensvertrag zu zwingen.
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