Wednesday, October 9, 2013

Chemie-Nobelpreis für drei US-Forscher

Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an die US-Forscher Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel. Sie erhalten die Auszeichnung für Arbeiten zum Verständnis komplexer chemischer Prozesse


Der Chemie-Nobelpreis geht in diesem Jahr an die US-Forscher Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel. Sie erhalten die Auszeichnung für Arbeiten zum Verständnis komplexer chemischer Prozesse. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm bekannt. Die höchste Auszeichnung für Chemiker ist mit umgerechnet 920 000 Euro (8 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert.
Am Dienstag war der Physik-Nobelpreis Peter Higgs und François Englert zuerkannt worden, deren theoretische Überlegungen zur Entdeckung des Higgs-Teilchens geführt hatten. Einen Tag zuvor war der Medizin-Nobelpreis dem gebürtigen Deutschen Thomas Südhof und den beiden US-Forschern James Rothman und Randy Schekman zugesprochen worden

Sie hatten wesentliche Transportmechanismen in Zellen entdeckt.
Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel. (dpa)

Niedrig: "Ich weiß nicht, wie die selbst ernannten Bundestrainer"

Vor der ersten Partie nach der Länderspielpause am Freitag gegen Irland gab es in Düsseldorf eine Pressekonferenz mit Bundestrainer Joachim Löw. Unser englischer Fußball-Kolumnist Kit Holden hat das Geschehen im Live-Blog für Sie mitverfolgt und kommentiert. 

13:40 Uhr: So geht die PK zu Ende. Mit schönen Klischees über die Iren hat Löw begonnen und geendet. Dazwischen gab es eine gute Verteidigung der Bierhoff-Aussage zur USA-Reise, der Entscheidung gegen Kießling und Lob für Sidney Sam. Jetzt geht er noch mal duschen, der Herr Löw. Der Live-Blog verabschiedet sich zum Lunch, liebe Leserinnen und Leser!
13:38 Uhr: Hier ist endlich eine Frage auf Englisch! Ein engagierter Kollege aus Irland fragt der Bundestrainer, ob er überrascht sei, dass Irland schon aus dem Rennen sei? Löw meint, die Iren seien vom Fußball auf der "anderen" Insel geprägt. Sie "fighten bis zum Umfallen. Selbst wenn Sie keine Chance haben." Ja, stimmt

Wir Briten spielen nicht Fußball. Wir fighten Fußball.
13:36 Uhr: Jetzt ist wieder Löw dran: Die erreichte Qualifikation wird "eine emotionale Sache, eine große Freude" für alle. Löw deutet an, dass er in den Freundschaftsspielen gegen Italien und England "noch was testen will". Ich fordere: Westermann als Spitze bitte! Damit könnte man auch sicherlich England schlagen.
13:34 Uhr: Löw übergibt die Verantwortung an den Mediensprecher, der über gesellschaftliches Engagement reden darf. "Es gibt sehr viele Initiativen, schauen Sie mal auf die Website des DFB."
13:31 Uhr: Die Meinung im Bezug auf die Notwendigkeit der USA-Reise im Sommer 2013 wird eisern beibehalten. Auch Löw glaubt, dass besonders für Leverkusens Sidney Sam die Reise "ein wahnsinnig tolles Erlebnis" gewesen sei. Das wiederholt er zweimal. Falls wir es verpasst haben.
13:30 Uhr: Löw scheint ein bisschen sauer auf "selbsternannte Bundestrainer, die in Kolumnen schreiben" zu sein. Das kenne er seit Jahren. Es geht um Stefan Kießling von Bayer Leverkusen: "Wenn es Bedarf gibt, habe ich die Nummer von Stefan Kießling". Mehr will er dazu nicht sagen.
13:27 Uhr: "Ich wollte den Mario Götze unbedingt einladen", sagt Löw nun. Es sei nicht gut, dass Götze zuhause trainiert, denn bei Bayern sind ja jetzt keine Spieler mehr. Das hat der Bundestrainer angeblich Matthias Sammer gesagt.
13:25 Uhr: Borussia Dortmund habe übrigens einen hervorragenden Trainer, hervorragende Spieler... und hervorragende Bratwurst auf der Tribüne...
13:23 Uhr: Schon jetzt gibt es die Antwort auf den Innenverteidiger des BVB, Mats Hummels, der am Wochenende gegen Gladbach vom Platz flog. "Konstruktive Kritik kann man immer annehmen." Aber: "Mit Mats habe ich mich jetzt gut unterhalten." Die kleinen Details kann laut Löw Hummels noch verändern, aber grundsätzlich sei er ein Großer. - Verdammt mit leichtem Lob?
13:22 Uhr: "Nationaltrainer haben immer irgendwelche Baustellen". Mit Veränderungen muss Löw leben. Deswegen seien die Testspiele gut. Auch wenn man verliert. Was nicht so selten passiert.
13:17 Uhr: Schüchtern und vorsichtig räumt der Bundestrainer ein, dass die Nationalelf nach dem 4:4 mit Schweden eine Rechnung offen hat. Vielleicht auch mit dem Defensivcoach von damals.
13:15 Uhr: Löw sei beeindruckt, wie schnell Özil sich bei Arsenal integriert hat. Die Arsenal-Fans wundert das noch mehr, das verspreche ich Ihnen.
13:10 Uhr: Trotz des Stürmermangels kann sich Löw schwer vorstellen, dass Thomas Müller als Spitze spielen wird. Es wird wieder "müllern", aber nur an der rechten Seite.
13:07 Uhr: Der Bundestrainer macht sich keine Sorgen darüber, dass der Bundeskapitän für seinen Klub auf einer anderen Position spielt. Lahm sei der beste Außenverteidiger der Welt, und Löw plant mit ihm nichts anders.
13:04 Uhr: Löw vergleicht die guten irischen Verteidigungsfähigkeiten mit den Traditionen von Rugby und Gaelic Football. "Irland spielt kompakt - maximaler Körpereinsatz". Tja, und die Deutschen sind alle effizient...
13:02 Uhr: Dem Bundestrainer fehlt der 1. FC Köln in der Bundesliga!
13:00 Uhr: Löw ist laut dem Mediensprecher "frisch geduscht". Er sieht elegant aus. Im Oktober erlebt man als Profi eine "hohe Belastung", sagt der Bundestrainer. Alle Spieler seien voll einsatzfähig.
12:45 Uhr: In knapp zwanzig Minuten geht's los. In der Tagesspiegel-Redaktion steigt die Spannung. Was sagt der Bundestrainer zur Absageflut? Wie wird Bastian Schweinsteiger sein 99. Länderspiel feiern? Dieser Meilenstein ist mittlerweile wichtiger als der, dass immer noch ein Spiel danach kommt. Wird Joachim Löw die revolutionäre Umstellungsideen von Pep Guardiola imitieren, und Heiko Westermann als Linksflügel einstellen?
Ticker’s coming home: Unser englischer Kolumnist Kit Holden tickert heute hier seit 12:45 Uhr die DFB-Pressekonferenz mit Bundestrainer Joachim Löw zum bevorstehenden Länderspiel gegen Irland.

Tuesday, September 24, 2013

Berlin hängt von jedem



Die Hauptstadt ist bundesweit Spitze beim Wachstum. Auch für die nächsten Monate sieht es gut aus.

Berlin - Das sonst so starke Bayern schafft es nur bis ins Mittelfeld, Baden-Württemberg schneidet noch schlechter ab – mit einem Minuswert. Ein Schwergewicht wie Nordrhein-Westfalen steht sogar ausgesprochen schlecht da. Und Berlin? Die Hauptstadt erreicht den Spitzenplatz, zusammen mit Hamburg.
Das ist überraschend – denn es geht ums Wirtschaftswachstum. Im ersten Halbjahr stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Berlin um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. So gut schnitt kein anderes Bundesland ab, wie das Statistikamt Berlin-Brandenburg am Dienstag mitteilte. Entsprechend war die Entwicklung in den alten Ländern (minus 0,3 Prozent) und in den neuen Ländern (minus 1,0 Prozent) weitaus dürftiger.

Bereits 2012 hatte Berlin die übrigen Länder beim BIP überflügelt. „Berlin hat seinen Wachstumskurs trotz international schwieriger konjunktureller Lage beibehalten“, freute sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). „Dies bestätigt die hohe Wettbewerbsfähigkeit unserer hiesigen Unternehmen.“
Erneut war vor allem der Dienstleistungsbereich die Stütze des Aufschwungs in Berlin – also Handel, Verkehr, Gastgewerbe sowie Unternehmensdienstleister. Acht von zehn in der Stadt erwirtschafteten Euro gehen auf das Konto dieser Branchen. Dieses Plus glich das Minus aus, das die Industrie und der Bau im ersten Halbjahr melden mussten.
Auch für den Rest des Jahres ist Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) zuversichtlich. Bei den Dienstleistungen werde es weiterhin „robustes Wachstum“ geben, Tourismus, Gesundheitswirtschaft oder die Informations- und Kommunikationstechnologien entwickelten sich positiv, sagte sie dem Tagesspiegel. „In der Industrie ist die Lage noch gedämpft. Hellt sich das außenwirtschaftliche Umfeld wieder auf und legen die Investitionen zu, dürften auch von Berlins Industrie weitere Impulse ausgehen." Für das Gesamtjahr rechnet Yzer mit einem Plus von rund 1,2 Prozent.
Auch die gesamte deutsche Wirtschaft rechnet mit besseren Zeiten. Der Ifo-Index, der die Stimmung der Unternehmen abbildet, stieg im September erneut leicht von 107,6 auf 107,7 Punkte. „Die deutsche Wirtschaft ist mit Zuversicht in den Herbst gestartet“, erklärte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen. Sein Institut ermittelt den wichtigsten deutschen Wirtschaftsindex per Umfrage unter 7000 Unternehmen. Es war der fünfte Anstieg in Folge, nun ist der Index auf dem höchsten Stand seit eineinhalb Jahren.
Während die Firmen etwas weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Lage waren, rechnen sie mit einer günstigeren Entwicklung in den kommenden Monaten. Die neue Bundesregierung, wahrscheinlich unter der Führung von Angela Merkel (CDU), kann also zum Start auf Rückenwind von der Konjunktur hoffen.
Für Alexander Koch von der Hypo-Vereinsbank belegen die Ifo-Zahlen, dass es der Industrie wieder besser geht. Dies sei eine Folge der sich stabilisierenden Nachfrage aus aller Welt. Dies werde zu einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum im dritten Quartal von 0,5 Prozent führen, erklärte er – das wäre etwas weniger als die 0,7 Prozent vom zweiten Quartal.
Vor allem die Rezession in Europa hatte die Industriefirmen getroffen. „Europa als Deutschlands wichtigster Exportmarkt ist nach einer sehr langen Durststrecke endlich auf dem Weg der Stabilisierung“, sagte der Chefvolkswirt der staatlichen Förderbank KfW, Jörg Zeuner. „Davon profitiert Deutschland.“ Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung etwa rechnet von nun an mit einer steten Aufwärtsentwicklung, auch wegen der über Jahre immer wieder aufgeschobenen Investitionen der deutschen Unternehmen.
Für das deutsche Handwerk kommt die Erholung allerdings zu spät – es setzt angesichts eines schwachen ersten Halbjahres ein Fragezeichen hinter die Prognose für 2013. „Um 2013 noch die erwartete schwarze Null zu erreichen, ist im zweiten Halbjahr ein anhaltender kräftiger Aufschwung erforderlich“, sagte Holger Schwannecke, Generalsekretär beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Der Umsatz war in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent zurückgegangen. Vor allem das Kraftfahrzeug-Gewerbe hatte sich schwach entwickelt. mit dpa

Schlömer: "Nicht im Zorn gehen"

Er kam zur Hochphase der Piratenpartei ins Amt. Nun hört er auf. Piratenchef Bernd Schlömer tritt zurück aber er hat noch eine Empfehlung für seine Partei.

Berlin - Eines wollte Bernd Schlömer auf keinen Fall – so enden wie der Grüne Jürgen Trittin. „So ein Shitstorm, wie ihn Trittin erleben musste, hat es sogar bei den Piraten selten gegeben“, sagte Schlömer dem Tagesspiegel. Und da der Vorsitzende der Piratenpartei zuletzt erlebt hat, das für ihn der parteiinterne Druck auch zunahm, hat er lieber gehandelt und seinen Rücktritt angekündigt. „Tschüss #Piraten! Das war es für mich. Ich ziehe mich zurück“, twitterte er.
Seine Ankündigung wurde im Netz mit Lob und Respekt begleitet. „Ich gehe nicht im Zorn“, sagte Schlömer. Der 42-Jährige wurde im April 2012 an die Spitze der Partei gewählt.

Damals war die Piratenwelt noch in Ordnung. Doch interne Streitigkeiten, die sich über Monate hinzogen, haben die Partei in eine Krise gestürzt. Den Einzug in den Bundestag haben sie klar verfehlt. Schlömer sieht auf die Partei nun verschiedene Szenarien zukommen. Der Profilierungsdruck werde steigen, die Partei werde sich regionalisieren und es werde Abwanderungen geben. Er selbst empfiehlt den Piraten, stärker aufs Personal zu setzen. „Wir brauchen prominentere Köpfe, die auch Freiräume haben“, sagte Schlömer.
Bis zum nächsten Parteitag Ende November bleibt Schlömer im Amt. Wer ihm nachfolgt, ist noch unklar. Es ist zu erwarten, dass sich ein Kandidat aus einer der Piraten-Landtagsfraktionen herauskristallisieren wird. Schlömer selbst will erst mal Parteimitglied bleiben, aber mindestens ein Jahr kein Amt annehmen. „Ich habe bei den Piraten den kompletten Zyklus einer Partei mitgemacht.“ Christian Tretbar

Musical Stühle in Gemüse

Erzwungener Generationswechsel: Die Politiker, die vor 30 Jahren die Grünen gründeten, sitzen künftig nur noch auf den hinteren Plätzen. Sie übernehmen die Verantwortung für das schlechte Wahlergebnis. Die Jüngeren wittern ihre Chance.

Er kapituliert. Nur wenige kurze Sätze sind es, die Jürgen Trittin um 16 Uhr den wartenden Reportern zu Protokoll gibt. Die Sache sei ganz einfach, sagt der Grünen-Politiker. Für den Wahlkampf 2017 brauche die Partei eine neue Fraktionsführung. „Das muss eine neue Generation, das müssen neue Kräfte tun.“ Ein kurzer Dank noch. Dann setzt Trittin sein maliziöses Lächeln auf, das es einem so schwer macht zu sehen, wie es ihm wirklich geht. Der 59-Jährige dreht sich um und verschwindet wieder im Protokollsaal des Reichstags.

Dort treffen sich seit dem Mittag die alten und die neuen Abgeordneten, es ist die erste Zusammenkunft nach der Wahl. „Willkommen in Berlin“ steht auf dem grünen Plakat vorne im Saal, jemand hat Vasen mit Sonnenblumen aufgestellt.
Alle haben darauf gewartet, dass er sich endlich erklärt. Aber Trittin hat sie erst noch schmoren lassen. Zieht er die Konsequenzen aus der krachenden Niederlage der Grünen bei der Bundestagswahl – oder meint er wirklich, den Sturm aussitzen zu können? Die Sitzung läuft gerade eine Dreiviertelstunde, da gibt Trittin seinen Rückzug bekannt. Erst den Abgeordneten, wenig später auch über den Nachrichtendienst Twitter.

Wie kein anderer bei den Grünen steht der Niedersachse für den Wahlkampf, mit dem die Partei so heftig abgestürzt ist: Die Steuerpläne gehen auf sein Konto. Viele kreiden ihm an, dass er dabei das Kernthema der Grünen, die Energiewende, vernachlässigt habe. Trittin setzte außerdem durch, dass sich die Partei allein auf die SPD als Koalitionspartner festlegten – eine Abkehr vom Kurs der „Eigenständigkeit“, der auch eine stärkere Offenheit gegenüber anderen Parteien bedeutet hätte.

Claudia Roth begreift es als erste - und tritt zurück

Es ist ein Rückzug in allerletzter Minute. Er wird Trittin, den vor zwei Jahren schon viele als den künftigen Vizekanzler sahen, nicht leicht gefallen sein. Doch es blieb ihm nichts anderes übrig. Die Welle, die offenbar die gesamte alte Führungsriege der Grünen erwischt hat, hätte am Ende auch ihn weggespült.
Claudia Roth ist die Erste, die es begriffen hat. Da die Grünen so eindeutig ihre Wahlziele verfehlten hätten, aus gesellschaftlichen Mehrheiten für den Mindestlohn und gegen das Betreuungsgeld keine politischen Mehrheiten hätten machen können, „dann muss auch was bei mir nicht so gut gelaufen sein“, erklärt Roth dem ARD-Morgenmagazin. „Ich trete nicht mehr an“, erklärt die 58-Jährige gefasst. Elfeinhalb Jahre hat die Bayerin, die auf Parteitagen schon viele Tränen vergossen hat, die Grünen geführt. Jetzt will sie Platz machen für die nächste Generation.
Wenig später folgt Renate Künast. „Ein jegliches hat seine Zeit“, sagt die 57- Jährige, als sie die Sitzung im Reichstag für ein paar Minuten verlässt. „Und jetzt ist die Zeit für eine neue personelle Aufstellung.“ Künast hatte sich schon seit längerem mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass sie nach der Bundestagswahl nicht mehr der ersten Reihe angehören würde. Als die Grünen-Basis im Winter 2012 ihre Spitzenkandidaten in einer Urabstimmung wählte, unterlag Künast ebenso gegen die 47-jährige Katrin Göring-Eckardt aus Thüringen.
Wie hart die Grünen von ihrem verfehlten Wahlkampf gebeutelt wurden, hat Künast selber in ihrem Wahlkreis 81 erfahren, in Tempelhof-Schöneberg. Auch hier im Bezirk, im grünen Kerngebiet zwischen Winterfeldt-Markt und der alternativen Ufa-Fabrik, hatten selbst die Stammwähler ihre Partei nicht mehr verstanden. Nichts blieb im Wahlkreis übrig vom erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen um ein Direktmandat. Stattdessen rutschte Künast auf den dritten Platz ab, mit nur 15 Prozent der Zweitstimmen und mit noch stärkeren Verlusten, als ihre Partei im Bundesdurchschnitt einfuhr.

Der grüne Wahlkampf hat viele Wähler irritiert

Überraschend kam das nicht, die Entfremdung hat sich aufgebaut in den vergangenen Wochen, als Künast auf den Straßen unterwegs war und ihr Unverständnis entgegenschlug für das von Trittin propagierte Steuermodell. Die Zweifel daran hat sie sich nicht anmerken lassen. Im Gegenteil. „Ich freue mich, dass wir Grünen es sind, die seit Wochen die Debatte über Steuergerechtigkeit bestimmen“, hat sie noch im Spätsommer betont.
Ihr schlechtes Ergebnis im Wahlkreis 77 ist deshalb auch eine persönliche Niederlage. Selbst bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus im Herbst 2011, als Künast noch erfolglos als Spitzenkandidatin um das Amt des Regierenden Bürgermeisters gekämpft hatte, waren es acht Prozent mehr.

Auch damals hatte ihre Partei im sicheren Gefühl eines Triumphes einen Wahlkampf geführt, der mit Ungeschick, überzogenen Forderungen und nicht verhandelbaren Position wie der abgelehnten Verlängerung der Berliner Stadtautobahn die Wähler nachhaltig irritierte. Nur mit Mühe behauptete Künast nach der Niederlage in Berlin ihren Fraktionsvorsitz im Bundestag.
Und nun wieder eine Niederlage, noch schlimmer. Weil es eine Niederlage jener Generation ist, die die Grünen seit ihrer Gründung begleitet haben, sie dominiert haben – vom Start als Antiparteien-Partei, als man selbst der vom Wähler zugestandenen vollen Wahlperiode misstraute und die Abgeordneten nach zwei Jahren rotieren ließ. Lange vergessen.
Zwei Tage hat es gedauert, bis auch Renate Künast die Konsequenzen gezogen hat und vom Amt der Fraktionsvorsitzenden zurückgetreten ist, das sie seit 2005 innehatte. Intern gab sie ihre Rückzugsentscheidung am Montagabend bei einem Treffen des Reformerflügels bekannt. Sie betonte, sie habe diesen Schritt schon seit längerem geplant. Es gehe ihr um „Verjüngung und Erneuerung“.
Nicht das Ende, immerhin will sie sich nun als Vize-Präsidentin des Bundestags bewerben, ebenso wie Claudia Roth übrigens. Aber doch eine Zäsur auf dem weiten Weg von jener chaotischen Gründungsversammlung der früheren Alternativen Liste in der längst abgerissenen „Neuen Welt“, den die ehemalige Sozialarbeiterin und Anwältin mitgegangen ist.
Die Frau mit flottem Mundwerk und Schlagfertigkeit wurde 1989 als Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus die Gegenspielerin des Regierenden Bürgermeisters Walter Momper in der kurzlebigen rot-grünen-Koalition. Die nach dem Ende der rot-grünen Koalition im Bund, bei der sie sich als Bundesministerin für Verbraucher und Landwirtschaft eine gute Figur machte und sich unerschrocken mit der Agrarlobby anlegte, den Fraktionsvorsitz übernahm.
„Wir werden das aufarbeiten ...“, heißt der letzte Satz auf Renate-kuenast.de, nach dem knappen Dank an Wähler, an die engagierten Helfer und dem Eingeständnis, die Ablösung von Schwarz-Gelb nicht erreicht zu haben. Wer auf den Button „weiterlesen“ drückt – findet: nichts weiteres. Nur eine weiße Fläche. Als hätte die Leere und der Frust, die nach dieser desaströsen Wahl überall fühlbar sind bei den Grünen, hier in einer Sprachlosigkeit ihren Ausdruck gefunden. Auch in der Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen, die künftig kleiner sein wird und nun seit gestern auch keine Vorsitzenden mehr hat.

Zwei aus der mittleren Generation kämpfen: Özdemir und Göring-Eckardt

Der Rückzug von Trittin, Roth und Künast bedeutet eine Zäsur für die Partei, er läutet den Generationswechsel ein. Diejenigen, die mit Joschka Fischer vor mehr als 30 Jahren die Grünen gegründet haben, werden künftig im Bundestag nur noch auf den hinteren Plätzen sitzen.
Es sind nicht zufällig zwei aus der mittleren Generation, die trotz des schlechten Wahlergebnisses um ihre künftige Führungsrolle kämpfen wollen: Parteichef Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt. Der Schwabe Özdemir will wieder Parteichef werden. Zwar hat auch er sein Ziel nicht erreicht, in Stuttgart ein Direktmandat zu erringen. Doch der Realo kann darauf verweisen, dass er für eine stärker Öffnung der Grünen steht. Zu Bonner Regierungszeiten gehörte er zur Pizza-Connection, einem losen Zusammenschluss von CDU- und Grünen-Politikern, die beim Italiener Gemeinsamkeiten ausloteten. Gegen ihn regt sich bisher kein nennenswerter Widerstand.
Anders ist es bei Göring-Eckardt. Selbstbewusst steht sie vor dem Protokollsaal im Reichstag, nachdem sie intern bereits ihre Ambitionen auf den Fraktionsvorsitz angemeldet hat. Warum Trittin die Verantwortung übernehme und sie den Fraktionsvorsitz, wird die Thüringerin gefragt. „Er will der Neuaufstellung nicht im Weg stehen, ich will die Neuaufstellung gestalten“, entgegnet Göring-Eckardt. Sie versucht, Zuversicht auszustrahlen. „Wir werden uns wieder herausarbeiten aus einem Loch“, sagt sie. Es klingt, als ob sie sich auch selbst Mut zusprechen will. Sie weiß, dass ihre Kandidatur nicht unumstritten ist. Von der wertkonservativen Bürgerrechtlerin hatten sich viele erhofft, dass sie bürgerliche Wähler gewinnen könne. Doch die Thüringerin setzte auf soziale Gerechtigkeit, predigte „Herz-Jesu-Sozialismus“, wie Ex-Parteichef Reinhard Bütikofer lästert.

Jetzt, am Tag zwei nach der Wahl, sagt sie, die Grünen müssten „Anschluss gewinnen an die Mitte der Gesellschaft“. Es klingt wie die Stellenbeschreibung, die sie als Spitzenkandidatin nicht erfüllt hat. Ob sie damit durchkommen wird, hängt vor allem von Kerstin Andreae ab. Die 44-jährige Bundestagsabgeordnete aus Freiburg erwägt eine Gegenkandidatur. Die studierte Volkswirtin hat sich als Wirtschaftsexpertin einen Namen gemacht, sie tritt für einen „Brückenschlag zur Wirtschaft“ ein, so wie Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der viel von ihr hält.
Weniger umstritten dürfte Trittins Nachfolge sein. Der 44-jährige Toni Hofreiter, ein Parteilinker, kündigte seine Kandidatur an. Trittins Unterstützung wird der promovierte Biologe haben. Gleich zu Beginn der Fraktionssitzung stellt Trittin sich demonstrativ neben ihm, legt ihm die Hand auf die Schulter. So als ob er ihm signalisieren wolle: Das wird schon.

Wednesday, September 18, 2013

Das Interesse in der Flaute


Kombiprodukte bieten Sparern höhere Zinsen – und die Chancen und Risiken der Fondsanlage. Wer sich vergreift, macht unterm Strich Verlust.

Das Beste aus zwei Welten“ versprechen die Banken. Weil mit normalen Sparprodukten derzeit nirgends mehr als 1,6 Prozent, im Schnitt sogar nur 0,75 Prozent zu erzielen sind, locken Kreditinstitute mit Kombiprodukten. Dem Anleger werden höhere Zinsen versprochen – indem er Festgeld mit Fonds kombiniert oder Festgeld mit flexiblem Tagesgeld. Bis zu vier Prozent kann bekommen, wer sich in ein Zwitterprodukt wagt und dabei ein höheres Risiko nicht scheut. Verbraucherschützer sind skeptisch.

KONTO PLUS FONDS
„fest & fonds“ heißt das Produkt von Comdirect, der Online-Tochter der Commerzbank: Sechs Monate lang werden vier Prozent angeboten, wenn der Kunde die Hälfte des Anlagebetrages in einen von zehn Fonds steckt.
„Damit Ihr Geld nicht rostet, wenn es rastet“ lockt die Direkt Anlage Bank und verspricht Tagesgeldzinsen von 3,5 Prozent, ebenfalls für ein halbes Jahr. Allerdings muss der Kunde dafür ein bestehendes Depot von der Konkurrenz komplett zur DAB-Bank rüberziehen. Eröffnet er nur ein neues Depot mit mindestens 5000 Euro in beliebigen Wertpapieren, bekommt er immerhin 2,5 Prozent. Ähnlich ist es bei Cortal Consors, der Online-Tochter der französischen Großbank BNP Paribas: Wer komplett mit einem Depot umzieht, erhält als Dankeschön drei Prozent Zinsen auf Summen bis 20 000 Euro – für ein Jahr.
Am großzügigsten ist die Volkswagen-Bank – allerdings nur auf den ersten Blick. Die Bank verspricht mit ihrem „starken Doppel“ zwar satte 3,5 Prozent für zwölf Monate. Dafür muss der Kunde jedoch nicht nur mindestens 5000 Euro in Fonds investieren, sondern auch eine Depotgebühr von 23,40 Euro pro Jahr zahlen. Will er sich die Kosten sparen, muss er an jedem Monatsende Papiere mit einem Wert von mindestens 10 000 Euro im Depot haben, häufiger handeln oder ein Girokonto bei Volkswagen eröffnen.
Hinzu kommt: Bei allen Kombi-Anbietern zahlt der Kunde einen Ausgabeaufschlag auf die Fonds, also eine Verkaufsgebühr, die als Provision an die Bank geht. Meist liegt sie bei 2,5 Prozent der angelegten Summe. Zwar ist der Ausgabeaufschlag im Vergleich zum Angebot normaler Filialbanken reduziert, doch muss er erst an der Börse erwirtschaftet werden, bevor eine Rendite entstehen kann.
Ein Rechenbeispiel: Wer bei der VW- Bank 10 000 Euro in „Kombi Invest“ steckt, erhält auf 5000 Euro für zwölf Monate 175 Euro. Für die restlichen 5000 Euro muss er Fonds kaufen, bei denen er 125 Euro Provision zahlt, also zunächst nur 4875 Euro anlegt. Bei der Comdirect wirft der Zinsköder binnen eines Jahres (also mit einer Rendite von vier Prozent auf sechs Monate und von 0,75 Prozent für die zweite Hälfte) nach Berechnungen der Bank am Ende 118 Euro ab. Für den gleichzeitig gekauften Fonds zahlt er jedoch 125 Euro Gebühren, die die Zinsen also komplett auffressen.
Ein Nullsummenspiel war das Investment gerade im zurückliegenden Jahr dennoch nicht. Hat sich ein Anleger zum Beispiel für ein Investment in deutsche Aktien entschieden und beim Comdirect- Zwitterprodukt den DWS Deutschland aus dem Konzern der Deutschen Bank gewählt, so kam zu dem Zinsgewinn ein Kursgewinn von knapp 24 Prozent hinzu. Vor Steuern hatte er also 118 Euro Zinsgutschrift plus 1160 Euro Kursgewinn auf dem Konto, nach Abzug des Ausgabeaufschlags. Pech hätte der Kunde jedoch gehabt, wenn er den Carmignac Patrimoine mit einem nur sehr geringen Plus oder gar den Pictet Global Emerging Debt gewählt hätte, der seit September 2012 gut sieben Prozent im Minus liegt.

MEHR ZINS, WENIGER AUSWAHL
Verbraucherschützer kritisieren: Festgeld-Anleger würden beim Schielen auf einen attraktiven Zins in ein riskanteres Aktienprodukt getrieben, mahnt Nils Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die Wahlmöglichkeit sei dabei oft klein. Comdirect-Sprecherin Christiane Krämer hingegen sieht die Kombi-Produkte als „faires Angebot, von dem Anleger insbesondere in der Zinsflaute profitieren können“. Es sei niemandem zu empfehlen, unüberlegt in Anleihen oder Aktien zu investieren. Klar sein müsse, dass das Produkt dem Kunden „auf der Fondsseite zwar höhere Risiken bringe als beispielsweise ein Tagesgeldkonto, aber eben auch bessere Chancen“. Da vielen Kunden die Wahl unter Tausenden Fonds schwer falle, habe man „eine Vorauswahl“ von zehn Produkten für konservativ bis spekulativ orientierte Kunden getroffen. Alle Papiere seien von der Fondsratingagentur Morningstar mit Auszeichnungen versehen.
Fazit: Im positiven Fall – bei steigenden Aktien- oder Anleihe-Märkten oder einem guten Händchen des Fondsmanagers – wird der Gewinn der Kombi-Produkte ein risikoarmes Investment auf einem Geldkonto toppen. Bei fallenden Märkten hingegen muss der Anleger Verluste verkraften können. Auch Kombi-Produkte können folglich die Gesetze der Geldanlage nicht aushebeln: Einen höheren Zins gibt es nur um den Preis eines höheren Risikos.
Wer nicht an den Aktienmärkten anlegen möchte, kann – mit niedrigerem Risiko und Zins – eine Variante wählen, die Fest- und Tagesgeld kombiniert: So bietet die VTB Direkt, Tochter einer russischer Großbank, zwei Prozent Zins, wenn der Anleger zwischen 500 Euro und zehn Millionen Euro 36 Monate lang fest anlegt. Dabei kann er über 20 Prozent des Geldes – ohne Zinsverlust – wie beim Tagesgeld verfügen. Der Nachteil: Beim „VTB duo“ sind 80 Prozent des Geldes eben ziemlich lange fest gebunden, und dies in Zeiten, in denen eine Zinswende greifbar sein könnte.
Die Zinsen steigen auch schon, allerdings nur bei Baugeld und sehr langfristigen Anlagen. Zwei- bis zehnjährige Sparbriefe werfen inzwischen wieder mehr ab: Mehrere Autobanken und Sparkassen haben die Sätze zuletzt erhöht. Wer allerdings 2,8 bis knapp über drei Prozent einfahren will, muss sein Geld immer noch auf zehn Jahre fest anlegen.

Federal Reserve die Geldpolitik in den Vereinigten Staaten nicht die Zügel



Ein Kurswechsel bleibt vorerst aus: Die US-Notenbank wird auch weiterhin ihre milliardenschweren Anleihekäufe fortsetzen.

Gelassen hatten sich die Aktienmärkte am Mittwoch schon auf eine straffere Geldpolitik der US-Notenbank eingestellt. Der Deutsche Aktienindex (Dax) war zeitweise sogar auf einen neuen Rekordstand von 8645 Punkten gestiegen. Bis Börsenschluss war ihm ein Plus von 0,3 Prozent erhalten geblieben. Am Abend dann kam auch noch die Entwarnung aus Washington: US-Notenbankchef Ben Bernanke verkündete, es werde noch keine Abkehr vom Kurs des aufgedrehten Geldhahns geben, eine Zinswende steht aktuell nicht bevor. Der Aktienmarkt in New Yorker reagierte mit deutlichen Kursgewinnen, der Dow-Jones stieg vorübergehend auf ein Rekordhoch. Der Dollar gab gegenüber dem Euro deutlich nach und kostete zeitweise 1,347 Euro.

Der Notenbank-Chef verwies auf den bevorstehenden politischen Showdown


Pünktlich um 14 Uhr Ortszeit trat Fed-Chef Bernanke am Mittwoch vor die Presse und sprach die entscheidenden Worte: „Kein Wechsel“ in der aktuellen Geldpolitik. Die Notenbank habe jeglichen Rückzug von der Kampagne zur Stimulierung des wirtschaftlichen Aufschwungs vertagt und werde damit fortfahren, monatlich US-Staatsanleihen und Immobilienpapiere im Wert von 85 Milliarden Dollar aufzukaufen. Noch seien die Indikatoren für die Stabilisierung der Wirtschaft nicht eindeutig genug, zudem bleibe die Arbeitslosigkeit auf einem hohen Wert. „Wir warten auf weitere Anzeichen der wirtschaftlichen Erholung“, begründete Bernanke den überraschenden Beschluss. zwischen dem republikanisch dominierten US-Repräsentantenhaus und der Regierung von Präsident Barack Obama über die weitere Finanzierung des US-Staatshaushalts und sagte, die derzeitige Finanzpolitik bedrohe den wirtschaftlichen Aufschwung.
Weltweit war ein bereits unter dem Stichwort „Tapering“ (Verjüngung) angekündigter sanfter Rückzug von der Politik der Geldschwemme erwartet worden. Auf ein Absenken der Notenbank-Ankäufe um zwischen fünf und 20 Milliarden Dollar hatten Experten getippt. Diesen Rückzug stellte Bernanke nun für Ende des Jahres oder Anfang 2014 in Aussicht.
Der Leitzins bleibt, wie von Ökonomen erwartet, auf dem historischen Niedrigstand zwischen 0 und 0,25 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er seit Ende 2008, als die schwere Finanzkrise begann. Der faktische Nullzins sei angemessen, solange die US-Arbeitslosenquote höher sei als 6,5 Prozent, heißt es in einer Mitteilung, die die Notenbank am Mittwoch herausgab. Derzeit liegt die Quote bei 7,3 Prozent. Die Zinspolitik wurde Ende 2012 an die Arbeitslosenquote gekoppelt.

Fed senkte ihren Wirtschaftsausblick

Zugleich senkte die Fed ihren Wirtschaftsausblick: Für dieses Jahr rechnet die Notenbank nur noch mit einem Wachstum zwischen 2,0 und 2,3 Prozent. Vor drei Monaten war sie noch von 2,3 bis 2,6 Prozent ausgegangen. Auch für 2014 und 2015 korrigierte sie ihre Aussichten ein wenig nach unten. Erstmals legte die Fed eine Wachstumsschätzung für 2016 vor. Diese liegt bei 2,5 bis 3,3 Prozent. Bei der Vorhersage für die Arbeitslosenquote machte die Fed nur geringe Änderungen. In diesem Jahr soll sie bei 7,1 bis 7,3 Prozent liegen und im kommenden Jahr zwischen 6,4 und 6,8 Prozent. Für 2015 rechnen die Notenbanker mit einer Quote zwischen 5,9 und 6,2 Prozent. 2016 soll sie dann auf 5,4 bis 5,9 Prozent sinken. Die Inflation werde fast die gesamte Zeit unter dem Ziel der Fed von 2,0 Prozent bleiben.
Die monatlichen Käufe der Notenbank von 85 Milliarden Dollar entsprechen in etwa dem monatlichen US-Haushaltsdefizit. Sie sind Teil des dritten im September 2012 aufgelegten Anleiheprogramms, das als Quantitative Easing (QE) – Quantitative Lockerung – bezeichnet wird. Zunächst wollte die Fed nur für 40 Milliarden Euro kaufen, im Dezember wurde das Volumen dann aber auf 85 Milliarden Euro erhöht. Das erste Anleiheprogramm hatte sie im März 2009 gestartet, das zweite im November 2010, das derzeit laufende dritte im September 2012. Rund 3,4 Billionen Dollar hat die Notenbank so bislang bereits in die Wirtschaft gepumpt. Weitere 425 Milliarden Dollar könnten nach Ansicht der Commerzbank bis Sommer 2014 noch dazukommen.
(mit dpa)